Yesss. Jetzt habe ich für den Monat April offiziell das Level Überhausfrau erreicht. Bärlauch: Check, gab es vor zwei Wochen in Form von Eblysotto mit Bärlauch. Spargel: Check, meine Pasta mit grünem Spargelpesto könnt ihr euch heute im Magazin von Woont angucken. Rhabarber: Check! Letztes Jahr gab es Rhabarberlimonade, dieses Jahr gibt es Rhabarber-Tartelettes mit Biscuits Roses De Reims. Sogar die Puddingcreme ist SELBSTGEMACHT und nicht aus dem Päckchen, ha. Überhausfrau, sag ich doch.
Für den besonderen Kick habe ich die Böden mit Biscuits Roses de Reims von Fossier gemacht. Das ist im Prinzip sowas wie Löffelbiscuits, nur eben in schön. Traditionell taucht man sie in Alkohol, zum Beispiel in einen guten Dessertwein oder wie es sich in der Champagne eben so anbietet, in Champagner. Hier in Heidelberg gibt es sie in der St. Anna-Chocolaterie, ansonsten bekommt man sie bei Amazon oder man nimmt sie sich mal aus Frankreich mit, da kann man sie in jedem größeren Supermarkt kaufen. Biscuits Roses De Reims schmecken feiner und vanilliger als Löffelbiscuits und man kann sie auch ganz wunderbar für eine Charlotte, ein Tiramisu oder für Crumbles hernehmen.
Wenn man sie fein zerkrümelt, kann man mit dem entstandenen Pulver in vielen Rezepten einfach einen Teil des Mehls ersetzen. Einen leichten Rosastich haben meine Tarteletteböden ja, seht ihr das? Tja, das war der Magenta-Regler in Lightroom. Und eigentlich ist der Belag da auch kein Rhabarber, sondern Spargel - nee, Quatsch. Aber der Rosa-Effekt im Teig ist leider wirklich nicht ganz so ausgeprägt geworden, wie ich mir das gewünscht hätte. Für eine besonders knirschig-luftig-schmelzende Teigtextur sind die Biscuits Roses aber auf jeden Fall gut und vielleicht hätte ich ihren Anteil einfach noch etwas erhöhen sollen. Man kann natürlich auch mit Speisefarbe nachhelfen, wenn es darum geht, vor Gästen mit sensationell rosafarbenem Teig (der natürlich nuuur wegen der fancy Biscuits Roses rosa ist) anzugeben.
Für ca. 6 Rhabarber-Tartelettes:
Teig:
150g Biscuits Roses De Reims (ersatzweise Löffelbiscuits, Amarettini oder einfach Mehl)
100g Mehl
100g Butter
1 Eigelb
30g Puderzucker
1 Prise Salz
20ml Wasser
etwas Fett für die Tarteletteformen
Puddingcreme:
100g Erdbeeren
200ml Milch
2 Eigelb
50g Puderzucker
20g Speisestärke
Belag:
5 Stangen Rhabarber
etwas Limettensaft
etwas Zucker
Teig:
1. Die Biscuits Roses De Reims in eine stabile Plastiktüte packen und mit dem Nudelholz so oft drübergehen, bis sie ganz fein zerkrümelt sind. Mit dem Mehl mischen.
2. Die Butter in Würfel schneiden und mit der Biscuit-Mehl-Mischung verkneten. Es entsteht erstmal eine Art Crumble.
3. Das Eigelb, den Puderzucker und das Salz zugeben und weiterkneten, der Teig wird jetzt etwas homogener. Wenn er noch zu trocken ist, vorsichtig etwas kaltes Wasser zugeben, ich hatte ca. 20ml gebraucht. Die Konsistenz sollte glatt und fest sein, wie bei Plätzchenteig. Den Teig zu einer Kugel rollen, in Frischhaltefolie einpacken und 30 Minuten in den Kühlschrank legen.
Puddingcreme:
4. In der Zeit die Erdbeer-Pudding-Creme machen: Erdbeeren abbrausen, Strunk entfernen und pürieren. Mit der Milch vermischen und beides zusammen aufkochen.
5. Bis die Erdbeermilch kocht, die Eigelbe mit dem Puderzucker ca. 3 Minuten lang aufschlagen, bis eine feste, fast weiße Masse entsteht. Dann die Speisestärke in die Masse einrühren.
6. Die Eigelb-Puderzucker-Stärke-Mischung mit einem Schneebesen schnell in die heiße Erdbeermilch einrühren und nochmals aufkochen. Bis zur weiteren Verwendung kann die Puddingcreme bei Raumtemperatur stehen gelassen werden.
7. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen, auf der bemehlten Arbeitsfläche ca. 3mm dick ausrollen und mit den Tarteletteformen Kreise ausstechen. Diese Kreise nochmal etwas ausrollen, damit sie größer werden, und die gefetteten Tarteletteformen damit auslegen. Böden mit einer Gabel mehrmals einstechen und 15 Minuten bei 180°C auf mittlerer Schiene backen.
8. Die Puddingcreme auf den gebackenen Tarteletteböden verteilen.
9. Den Rhabarber waschen, putzen und die Stangen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Limettensaft mit etwas Zucker verrühren und die Stangen damit beträufeln. Ca. 15 Minuten bei 180°C im Backofen erhitzen, bis der Rhabarber weich wird. In Stücke schneiden und die Tartelettes damit belegen.
Rhabarber sollte man übrigens immer zusammen mit einem calciumhaltigen Milchprodukt (hier: Pudding) essen. Er enthält nämlich Oxalsäure, die im wässrigen Milieu zum Oxalat-Anion C₂O₄²⁻ und H₃O⁺ dissoziiert. Der Zahnschmelz, der aus Hydroxylapatit Ca₅[OH(PO₄)₃] besteht, wird in einem ersten Schritt vom H₃O⁺ angegriffen, so dass freies Ca²⁺, Phosphat und Wasser entstehen. Mit dem Ca²⁺ aus dem Zahnschmelz bildet das Oxalat-Anion dann in einem zweiten Schritt ein schwerlösliches Salz, Calciumoxalat CaC₂O₄, das auf den Zähnen auskristallisiert. Bevor sich die böse Oxalsäure also das Calcium aus euren Zähnen schnappt, werft ihr lieber das Calcium aus der Milch als Ablenkungsleckerli hin! Und generell nach dem Genuss von säurehaltigen Lebensmitteln mindestens eine Stunde mit dem Zähneputzen warten, um den angelösten Zahnschmelz nicht runterzuschrubben.
Oh je, und Zucker ist auch noch drin... hmmm, am besten für die Zähne wäre es wohl, einfach gar keine Rhabarbertartelettes zu essen. Also vergesst das Rezept lieber wieder. Aber seid nicht traurig, wir haben ja immer noch die schönen chemischen Gleichungen und wer mag, kann sie noch einmal komplett mit den korrekten Verhältniszahlen aufstellen, gerne auch in den Kommentaren. Viel Spaß!
(Hab eben nochmal Männchen korrekturlesen lassen, ob das auch alles so stimmt und ich keinen kompletten Bullshit von mir gebe. Wär ja peinlich. Er so: "Weiß ich jetzt auch nicht, aber lass die ganzen Details und Summenformeln doch einfach weg." Ich so: "Ganz weg? Och nö. Ich finde chemische Formeln voll lustig!" Er: "Tja, das ist aber die Frage, mit wievielen von deinen Lesern du diese Leidenschaft teilst." Hm. Punkt für ihn?)